Camping in Österreich: Ein Markt mit Dynamik und Herausforderungen

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Camping in Österreich: Ein Markt mit Dynamik und Herausforderungen

Am 10. und 11. April 2025 fand in Graz der 2. Österreichische Campinggipfel statt – ein neu geschaffener Branchentreffpunkt für Betreiber:innen, Tourismusverantwortliche und Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft und Politik. Mag. Arnold Oberacher, Geschäftsführer der conos gmbh und Autor der 1. österreichischen Campingstudie war erneut wieder dabei und berichtet. Sein Fazit: Österreichs Campingbranche ist dynamisch, steht aber zugleich vor wichtigen Veränderungen.

Nachhaltigkeit rückt ins Zentrum

Eines der zentralen Themen des diesjährigen Gipfels war die nachhaltige Ausrichtung der Branche. Derzeit sind (lt. Untersuchung des ADAC/Pincamp) nur rund drei Prozent der heimischen Campingplätze ökozertifiziert – deutlich unter dem EU-Schnitt von sechs Prozent. Länder wie Slowenien erreichen Werte von knapp 20 Prozent. In Zukunft wird das jedoch noch stärker ins Gewicht fallen: Plattformen wie ADAC/Pincamp wollen die ökologische Zertifizierung in ihre Bewertungssysteme integrieren. Wer künftig Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit erhalten möchte, sollte sich also mit Ökozertifikaten auseinandersetzen.

Ein praktisches Beispiel für nachhaltige Innovation: Der Trend geht weg vom pauschalen „Strom inklusive“ hin zu verbrauchsabhängigen Abrechnungsmodellen pro Stellplatz. Erste Plätze berichten von einem Rückgang des Stromverbrauchs um bis zu 50 Prozent – ein wichtiger Schritt in Richtung Ressourcenschonung.

Digitalisierung mit Luft nach oben

Digitale Services wie Gästemappen oder automatisierte Kommunikationstools sind bislang nur sehr vereinzelt im österreichischen Campingalltag angekommen. Dabei bieten gerade diese Instrumente großes Potenzial, um Informationsflüsse zu verbessern, interne Abläufe zu vereinfachen und Gästen ein moderneres Serviceerlebnis zu bieten.

Preisentwicklung als Balanceakt

Die steigenden Nächtigungszahlen – aktuell rund 8,6 Millionen pro Jahr – unterstreichen die Attraktivität des Campings. Doch zuletzt steigen auch die Preise überproportional: Österreich ist mittlerweile das sechstteuerste Campingland Europas, mit Preissteigerungen, die dreimal so hoch wie die Inflationsrate ausfielen. Das führt zu einem zunehmend sensibleren Preis-Leistungs-Empfinden bei den Gästen auch am Campingplatz. Aktuell zeigt sich dies bereits bei (Miet-)Mobilheimen bzw. -unterkünften, die den Wettbewerb mit Ferienwohnungen, Chalets und Airbnb-Angeboten offensichtlich bereits deutlich spüren.

Regulatorische Entwicklungen: Beispiel Tirol

Auch auf gesetzlicher Ebene gibt es Veränderungen. In Tirol wurde die erlaubte Größe von Mobilheimen angepasst: 45 Quadratmeter Wohnfläche plus 25 Quadratmeter Terrasse sind nun zulässig. Gleichzeitig bleibt die maximale Quote von 20 Prozent Mobilheimen pro Platz bestehen.

Fahrzeugmarkt schwächelt

Trotz steigender Campingnächtigungen zeigen sich rückläufige Zahlen beim Verkauf im Campinghandel von Wohnmobilen und -wagen. Seit 2021 verzeichnet Österreich einen Rückgang – anders als in einigen Nachbarländern. Ein Grund mag im mittlerweile hohen Fahrzeug-Bestands-Niveau und dem Trend zur Miete von Camping- & Caravan-Fahrzeugen liegen.

Fazit:
Camping in Österreich hat sich schon lange vom „einfachen und billigen Klischee-Image“ zum dynamischen, trendigen und vielfältigen Lifestyle Segment entwickelt. Um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Investitionen in Nachhaltigkeit, Digitalisierung und eine sensible, intelligente Preispolitik ebenso gefragt wie die Bereitschaft zur Kooperation innerhalb der Branche. Die Erkenntnisse des Campinggipfels zeigen deutlich: Wer frühzeitig handelt, kann aktiv die Zukunft des Campings mitgestalten.

Weitere Einblicke zum strategischen Wandel der Branche finden Sie auch in unserem Rückblick zum 1. Österreichischen Camping Gipfel.

Einen ausführlichen Rückblick sowie die Fotogalerie 2. Campinggipfel Austria gibt es hier!

Bildquelle: Mag. Arnold Oberacher

Rückfragehinweis:

Picture of Mag. Arnold Oberacher

Mag. Arnold Oberacher

Gründer, Partner und Geschäftsführer

a.oberacher@conos.at